Simmern | FSJ-ler aus Indien starten ihre berufliche Zukunft im Hunsrück

Sweta und Sibarani unterstützen als FSJ-ler auf den Stationen in der Hunsrück Klinik

Seit rund einem Jahr leben Sweta und Sibarani mit 13 weiteren jungen Frauen und Männern der Carmel English School im ostindischen Odisha in Kirn und Sargenroth. Gemeinsam absolvieren sie ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) an der Nahe und im Rhein-Hunsrück-Kreis – darunter auch in den Diakonie Kliniken Hunsrück in Simmern. Sie sind Teil des Projektes „Namaste“, das bei den Stadtmissionsgemeinden Kirn und Simmern angesiedelt ist und sich zum Ziel gesetzt hat, jungen Menschen aus Indien eine langfristig berufliche Perspektive zu bieten und dem Fachkräftemangel in Deutschland entgegenzuwirken.

Sweta (21) und Sibarani (22) unterstützen als FSJlerinnen das Pflegeteam auf den Stationen. Zu ihren Aufgaben gehören etwa das Austeilen von Mahlzeiten, Patienten zu Untersuchungen zu begleiten, Blutzucker messen oder für Ordnung im Stationsalltag zu sorgen. Ab August beginnen sie an der Pflegeschule der Stiftung kreuznacher diakonie in Simmern mit ihrer dreijährigen Ausbildung zur Pflegefachfrau und damit in eine neue, selbstbestimmte Lebensphase.

„Ich bin in einem kleinen Dorf in Indien aufgewachsen“, erzählt Sweta. „Dort haben gerade wir Frauen kaum eine Möglichkeit, eine Ausbildung zu machen. Das kostet viel Geld. Meine Familie kann sich das nicht leisten. Durch das Projekt konnte ich nach Deutschland kommen. Jetzt habe ich eine berufliche Zukunft.“

Auch Sibarani hat sich inzwischen gut eingelebt. Sie hat gelernt, was in Deutschland anders läuft und was ihr besonders gut gefällt: „In Indien hat man zwar einen Termin, kommt aber nie pünktlich. Das ist in Deutschland anders – und ich mag das sehr. Ich bin auch gern pünktlich“, erzählt sie lachend. Auch im Alltag entdeckt sie vieles neu: „In Indien essen wir häufig Reis. Hier gibt es so viele verschiedene Sachen: Brot und Nudeln mag ich zum Beispiel sehr. Und in Deutschland grüßen sich alle, auch wenn sie sich nicht kennen. Das ist schön.“

Vor ihrer Ankunft im August 2024 hatten beide jungen Frauen bereits eineinhalb Jahre lang intensiv Deutsch gelernt. In Simmern angekommen, besuchen sie aktuell einen weiteren Sprachkurs an der Volkshochschule Kirchberg, um sich bestmöglich auf die Ausbildung vorzubereiten.

Neben den Kolleginnen und Kollegen in der Klinik werden die FSJlerinnen auch durch Ehrenamtliche der Stadtmissionsgemeinde Simmern sowie durch das engagierte „Namaste“-Team um den Indienkenner und Initiator Jürgen Reinhardt unterstützt. Gemeinsam helfen sie bei Behördengängen, der Wohnungssuche und der sozialen Integration.

„Das Projekt ‚Namaste‘ ist für alle Beteiligten ein großer Gewinn“, sagt Kristin Leininger, die die FSJler und Praktikanten in den Diakonie Kliniken Hunsrück betreut. „Die jungen Frauen und Männer erhalten durch ihr FSJ alle notwendigen Voraussetzungen für einen erfolgreichen Einstieg in die Ausbildung. Und wir als Klinik gewinnen engagierte und motivierte Nachwuchskräfte für die Pflege.“

Die Stiftung kreuznacher diakonie verfolgt seit Jahren eine gezielte Strategie, um Pflegekräfte aus dem Ausland zu gewinnen und zu integrieren. In Simmern setzt sie dabei auf ein strukturiertes Modell: Es kombiniert die Anerkennung ausländischer Abschlüsse, die gezielte Ausbildung junger Menschen sowie den Einstieg über ein FSJ. Dabei wird besonderer Wert auf sprachliche, berufliche und soziale Begleitung gelegt. Damit lebt die Organisation nicht nur Integration und eine weltoffene Personalstrategie, sondern übernimmt auch Verantwortung für eine zukunftsfähige Pflege.