Ob am Wochenende, abends oder nachts – oft muss es ganz schnell gehen, wenn das Jugendamt Minderjährige zu ihrem eigenen Schutz aus einer Familie holt. Dann braucht es umgehend einen geeigneten Platz für die Kinder oder Jugendlichen, die sich in einer Krisensituation befinden. Bettina Dickes, Landrätin des Kreises Bad Kreuznach, und Udo Porth, Referatsleiter Soziale Dienste im Kreisjugendamt, sind erleichtert, mit der Inobhutnahmegruppe der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe der Stiftung kreuznacher diakonie eine zentrale und gut ausgestattete Anlaufstelle gefunden zu haben. Bei einem Besuch vor Ort überzeugten sich die beiden, gemeinsam mit dem Vorstand der Stiftung, Pfarrer Prof. Dr. Holger Böckel, und Geschäftsbereichsleiterin Jennifer Möllers persönlich.
Nach einer längeren Planungsphase wurden die Räume für die Gruppe, in der sechs Plätze für Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 17 Jahren zur Verfügung stehen, Anfang Juli fertiggestellt. „Wir nehmen Jungen und Mädchen auf und können auch Kinder mit Beeinträchtigungen, zum Beispiel mit geistigen oder seelisch-emotionalen Erkrankungen, unterbringen. Durch die gute Vernetzung in der Stiftung kreuznacher diakonie und schnelle Wege zu weiteren Hilfsangeboten, wie zum Beispiel das Sozialpädiatrische Zentrum, können wir eine enge Begleitung sicherstellen“, sagt Sonja Orantek, Leiterin der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe für Bad Kreuznach.
Acht pädagogische Fachkräfte begleiten tagsüber und im Nachtdienst die Kinder und Jugendlichen, die nur kurz, in der Regel bis maximal zwölf Wochen, in der Gruppe leben. In diesem Zeitraum gilt es, eine geeignete langfristige Lösung für die Unterbringung zu finden oder die Familie soweit zu stärken, dass die Kinder zurückkehren können. Die Kinder und Jugendliche kommen in erster Linie aus dem Kreis und der Stadt Bad Kreuznach: „Das hat den Vorteil, dass sie hier weitgehend in ihrer Umgebung bleiben, ihre Schule und Vereine besuchen können und auch die Nähe zur Herkunftsfamilie erhalten bleibt“, so Sonja Orantek.
Die Fluktuation in der Gruppe ist hoch – so kommen immer wieder auch Kinder und Jugendliche, die aus anderen stationären Gruppen verwiesen wurden und für die eine neue, passende Umgebung geschaffen werden muss. „Manche Kinder haben schon sehr jung sehr lange Unterbringungskarrieren“, sagt Bettina Dickes. „Wenn ich das mitbekomme, geht es mir sehr unter die Haut und ich freue mich, dass wir hier nun ein zuverlässiges Angebot vor Ort haben, um in Krisen schnell reagieren zu können.“
Die pädagogischen Fachkräfte, vom Erzieher über die Heilerziehungspflegerin bis zur Sozialpädagogin, die sich in der neuen Gruppe zusammengefunden haben, nehmen die täglich neuen Herausforderungen gerne an: „Im Gegensatz zu den stationären Gruppen haben wir hier die Regeln etwas angepasst und fahren gut damit“, erklärt Teamleiterin Salem Yemane.
Vorstand Prof. Holger Böckel freut sich über das große Engagement der Mitarbeitenden: „Ich danke Ihnen herzlich dafür, dass Sie Kindern und Jugendlichen in einer akuten Krise nicht nur Schutz, sondern auch Orientierung und Zuversicht geben – und das mit großem Einsatz und in kürzester Zeit.“
